Aus für den Ratskeller Dresden

Traditionsgaststätte stellt erneut den Betrieb ein

Ein weiteres Kapitel der wechselvollen Geschichte des Dresdner Ratskellers geht zu Ende: Am 27. Juni schließt das Restaurant am Külz-Ring seine Türen – und diesmal auf unbestimmte Zeit. Für viele kam diese Nachricht überraschend, doch die Entscheidung hinter den Kulissen fiel bereits vor Monaten. Die Betreiberfirma Widynski & Roick hatte der Stadt Dresden Ende 2024 mitgeteilt, dass sie das Lokal nicht weiterführen wird.

Die Stadt ist derzeit auf der Suche nach neuen Konzepten, um die traditionsreichen Räumlichkeiten im Untergeschoss des Rathauses wiederzubeleben. Beschäftigte der Stadtverwaltung sowie Besucher können bis auf Weiteres auf das gastronomische Angebot im Stadtforum an der Waisenhausstraße ausweichen, wo Restaurant und Kaffeebar zur Verfügung stehen.

Traditionsreicher Ort mit schwieriger Geschichte

Der Ratskeller hat in Dresden eine lange Vergangenheit: Seit 1910 wurden hier Gäste bewirtet, damals noch unter dem Namen „Ratsweinkeller”. Besonders bekannt wurde die Gaststätte nach dem Umbau 1966, als im historischen Gewölbe eine HO-Gaststätte mit fast 400 Sitzplätzen eröffnete – ein beliebter Treffpunkt für Einheimische.

Nach der politischen Wende geriet der Betrieb jedoch zunehmend ins Straucheln. 2002 kam es zu erheblichen Mietrückständen beim damaligen Pächter. Zusätzlich richtete die Flutkatastrophe im selben Jahr massive Schäden an Gebäude und Einrichtung an. Zwar wurde der Ratskeller mithilfe öffentlicher Mittel saniert, doch ein dauerhafter Neuanfang gelang nur schleppend.

Wiedereröffnung mit großem Auftritt – und schnellem Ende

Erst 2019 wurde der Ratskeller erneut eröffnet, begleitet von medialer Aufmerksamkeit: Oberbürgermeister Dirk Hilbert ließ es sich damals nicht nehmen, höchstpersönlich das gastronomische Angebot zu testen – für symbolische 5,15 Euro gab es ein überbackenes Schnitzel mit Gemüsebeilage. Doch der Aufschwung war nur von kurzer Dauer. Bereits ein Jahr später stellte der damalige Betreiber Gourmetta den Betrieb ein.

Zwischenzeitlich nutzte das Deutsche Rote Kreuz die Räumlichkeiten für die Blutspende, ehe 2023 der aktuelle Betreiber übernahm. Mit dem Konzept eines offenen Betriebsrestaurants wollte man an bessere Zeiten anknüpfen – ohne Erfolg. Nach nur zwei Jahren ist auch dieser Versuch gescheitert.

Konkurrenz direkt vor der Tür

Ein möglicher Grund für das Aus dürfte in unmittelbarer Nachbarschaft zu finden sein: Das neu errichtete Stadtforum verfügt über eine moderne Großküche, in der täglich frisch gekocht wird. Im Ratskeller hingegen konnte nur vorgefertigtes Essen aufgewärmt werden – ein Wettbewerbsnachteil, der sich offenbar bemerkbar machte. Einen Katzensprung entfernt sind ebenso zahlreiche Restaurants und Gaststätten zu finden, die täglich eine Vielzahl an Kundinnen und Kunden anlocken. Die Auswahl ist enorm: asiatische und italienische Küche oder für Fleischliebhaber das „Steak Royal”. In diesem Umfeld ist es für einen Ratskeller fast unmöglich, sich zu behaupten. Zu den genauen Hintergründen der Schließung hat sich der Betreiber bisher nicht öffentlich geäußert.

Wie es mit den historischen Räumen im Herzen Dresdens weitergeht, bleibt offen. Die Stadt sucht nach neuen Ideen – die Hoffnung auf eine nachhaltige gastronomische Belebung des Ratskellers bleibt bestehen.

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